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Psychische & soziale Gesundheit

Die Grundlage für ein gelingendes Leben

Psychische Gesundheit ist laut Definition der WHO ein Zustand des Wohlbefindens, der – vereinfacht ausgedrückt – ein gelingendes Leben ermöglicht: unter anderem produktiv arbeiten, sich entfalten, die eigenen Fähigkeiten ausschöpfen, den Alltag erledigen, normalen Belastungen standhalten und einen gesellschaftlichen Beitrag leisten. In ein soziales Umfeld eingebunden zu sein, soziale Kontakte zu pflegen oder soziale Unterstützung zu erfahren tragen ebenfalls viel zu einem gesunden Leben bei. Psychische und soziale Gesundheit sind also eine wertvolle Quelle und sollten als diese erkannt, geschützt und gefördert werden.

Wie steht es um die psychische Gesundheit?

Reflexion und Erkenntnis sollten immer am Beginn eines großen Themas stehen: Was braucht es, um sich psychisch gut zu fühlen? Welche individuellen Strategien haben sich Ihre SchülerInnen und Lehrpersonen für ihr Wohlbefinden erarbeitet? Gibt es negative Glaubenssätze? Folgende Befragungstools unterstützen Sie dabei, psychische Gesundheit zu reflektieren:

1. Psychische Gesundheit stärken
Anregungen für den Alltag

Meistens sind es viele kleine Möglichkeiten, die in Summe für mehr psychisches Wohlbefinden sorgen. Und meistens lassen sich diese relativ einfach im (Schul-)Alltag umsetzen. Die folgenden Beispiele unterstützen Auszubildende, Lehrpersonen und Admin-Kräfte dabei, ihre psychische Gesundheit zu stärken.

Ansatzpunkt: Beginnen Sie am besten mit einer Reflexion. Ihre SchülerInnen können z.B. unter dem Motto „Meine psychische Gesundheit & Ich“ über einen definierten Zeitraum ihr psychisches Wohlbefinden dokumentieren. Beeinflussende Faktoren – ob positiv oder negativ – sollten sie ebenfalls festhalten. Die Dokumentation kann mit Texten, Fotos, Videos, Zeichnungen oder auf andere selbstgewählte Art erfolgen. Nach 1-2 Wochen ist eine Zwischenreflexion empfehlenswert. Diese sollte – wie auch die Schlusspräsentation – in Kleingruppen passieren. So sammelt die Klasse zentrale Aussagen zu psychischer Gesundheit und stellt diese letztlich allen SchülerInnen und Lehrpersonen zur Verfügung.

Tipps, um die psychische Gesundheit zu stärken

1. Ich bin viele: Ein guter Ansatzpunkt ist ein realistischer Blick auf alle Rollen, die eine Person erfüllen muss: eine intensive Ausbildung machen, vielleicht Kinder erziehen oder jemanden in der Familie pflegen, ein aufwendiges Hobby oder ein Ehrenamt ausüben… Welche Aufgaben und Verpflichtungen müssen Ihre SchülerInnen und Lehrpersonen erfüllen? Und welchen Anforderungen und Belastungen sind sie ausgesetzt? Oft hilft es schon, sich der vielen Anforderungen bewusst zu sein und diese zu thematisieren.

2. Ressourcen-Fächer als Stärkungsmittel: Um psychisch Kraft zu schöpfen, hilft es, wenn man auf genügend persönliche Ressourcen zurückgreifen kann. Tipp für den Unterricht: Ihre SchülerInnen schreiben auf 5-10 bunte Papierblätter einige Möglichkeiten auf, die sie stärken – z.B. Musik hören, ein Buch lesen, Spaziergang machen, eine Freundin anrufen. Dann die Blätter zu einem Fächer zusammenheften und ihn bei den Schulsachen aufbewahren. Bei Bedarf hat dieser „Ressourcen-Fächer“ ein „Stärkungsmittel“ parat.

3. Individuelle und erreichbare Ziele setzen: Ohne Ziele gerät jede Person irgendwann in eine Sinnkrise. Realistische Ziele, die in absehbarer Zeit erreichbar sind , unterstützen hingegen die psychische Gesundheit. Übrigens: Die Ziele können sich auf private oder berufliche Themen beziehen und sind auch ein Anker in stressigen Zeiten.

4. Das höchstpersönliche Wohlfühlraster: Im ersten Ausbildungsdrittel erhalten die SchülerInnen ein Wohlfühlraster, mit dem sie ihre Ist-Situation reflektieren. Danach legen sie Aktivitäten fest, die ihre psychische Gesundheit während der Ausbildung stärken. Daraus werden in Kleingruppen einige Ideen ausgewählt und in analoger Form (z.B. Plakat) oder auf einer digitalen Plattform gesammelt. Die Lehrpersonen greifen die Themen nach 2-3 Monaten auf (z.B. im Fach „Kommunikation“) – gemeinsam wird besprochen, wie es damit läuft und welche Vorhaben es fürs Umsetzen braucht. Tipps für Wohlfühl-Aktivitäten: Sonnen-Tank-Spaziergänge, die wöchentliche Anti-Stress-Idee, gemeinsame Lerngruppen, Wohlfühl-Tik-Tok-Videos und, und und.

5. Gemeinsame Wochenpläne: In Kleingruppen werden Wochenpläne erstellt und dazu Teilziele ausgearbeitet. Dafür definieren die Teilnehmenden – jede Person für sich – einzelne Schritte, die zum Wochenziel führen. Beispiel: Ziel = Prüfung bestehen, Teilziel = täglich 60 min lernen, 30 min Spaziergang etc. Für diese Teilziele unbedingt genaue Zeitpunkte definieren. Die Teilziele dann auf bunte Kärtchen schreiben und Woche für Woche abarbeiten. Danach bei Erreichung des Ziels unbedingt belohnen! Bei genug Zeit oder besonderem Bedarf können Sie Spaziergänge machen, um über Teilziele zu reflektieren (z.B. SchülerInnen untereinander oder Lehrperson + Auszubildende).

Beispiele, um persönliche Beziehungen zu stärken

1. Kontaktmöglichkeiten erleichtern: Soziale Beziehungen sind eine wesentliche Grundlage für psychische Gesundheit – das gilt auch für den Schulalltag. Deshalb ist es wichtig, dass Sie pro Klasse mindestens 1-2 Lehrpersonen als leicht erreichbare Vertrauenspersonen definieren. Die SchülerInnen wissen, dass sie diese bei Fragen, Sorgen und Problemen kontaktieren können und Austausch möglich ist. Dieser kann persönlich, telefonisch oder über andere Kanäle erfolgen. Bitte definieren Sie auch, bis wann sich die Kontaktperson zurückmeldet (z.B. innerhalb von 24 Stunden) – klare Rahmenbedingen verringern Stress.

2. Alle wahrnehmen, niemanden zurücklassen: Die Jahre der Pandemie veränderten die schulischen Rahmenbedingungen enorm. Home-Schooling und Distance Learning haben viele Vorteile, stellten Menschen aber auch vor organisatorische, technische, räumliche und psychische Herausforderungen. In diesen Situationen an Normen festzuhalten, war in vielerlei Hinsicht nicht sinnvoll. Stattdessen bewährten sich individuelle Zugänge, wie z.B. unterschiedliche Lernformen ausprobieren und alle möglichen Kontaktkanäle nutzen. Tipp: Achten Sie bitte darauf, dass sich im digitalen Unterricht alle Beteiligten „gesehen und gehört“ fühlen. Das stärkt die psychische Gesundheit und erhöht den Lehr- und Lernerfolg.

3. Nähe trotz Distanz? Ist möglich! Bei Online-Modulen ist Beziehungsarbeit besonders wichtig. Sprechen Sie die Teilnehmenden z.B. öfter mit ihrem Namen an, gehen Sie auf Persönliches oder Emotionen ein, motivieren Sie zu aktivem Zuhören und gegenseitigem Verständnis, ermöglichen Sie positive gemeinsame Erlebnisse. Soziale Nähe stärkt die psychische Gesundheit.

4. Kummerkasten: Kummer, der nicht spricht, nagt am Herzen, bis es bricht – so ein Sprichwort. Wer Sorgen, Ängste und Probleme hat, sollte in einem guten sozialen Umfeld darüber sprechen können. Auch allgemeine Gesellschafts- oder Sinnkrisen müssen verarbeitet werden. Sie können diese in individuellen Gesprächen oder in der Gruppe thematisieren – spüren Sie hinein, was am besten zur Situation passt. Und bitte ermutigen Sie Menschen dazu, sich frühzeitige Unterstützung zu holen, damit ein negatives Gefühl nicht zu groß und zu belastend wird.

5. Workshop-Tipp für Schulen: Wenn Sie Probleme erkennen oder von Gerüchten hören, können Sie selbst individuelle Beratung anbieten oder mit Beratungsstellen kooperieren, Informationen weitergeben oder Workshops vor Ort organisieren. Im Bereich sexueller Gewalt bieten z.B. die Gewaltschutzzentren (0315-774199) oder Tara – Frauenberatungsstelle zur sexueller Gewalt (taraweb.at) oder die 24h-Frauenhelpline gegen Gewalt (0800-222555) Unterstützung an.
Pro Mente Österreich bietet für Schulen einen kostenlosen Workshop-Tag zur psychischen Gesundheit an. Unter dem Motto „Verrückt? Na und!“ besprechen 2 ExpertInnen (Selbst-Betroffene, Psychologe/in) in 5 Einheiten kleine und große Fragen zum Thema an. SchülerInnen und Lehrpersonen erhalten gemeinsam viele Infos für (mehr) psychische Gesundheit – wie unter anderem: Ängste abbauen, Vorurteile überwinden, Zuversicht fassen, Lösungswege finden. Im Anschluss können Lehrpersonen eine ganze Stunde lang Fragen stellen oder in die Reflexion gehen. Ansatzpunkt für den Workshop sind immer Erfahrungen aus der jeweiligen Klasse. Infos: https://www.verrueckt-na-und.at/steiermark/

Tipps für kleine Aufmerksamkeiten mit großer Wirkung

1. Tägliche Nettigkeiten: Aufmunternde, motivierende und persönliche Botschaften kommen bei SchülerInnen gut an. Das können ein paar persönliche Worte, Bilder wie Kleeblätter und Sonnen, lächelnde Emojis, positive Symbole, Motivationsvideos oder Audionachrichten sein. Auch Anregungen zu Aktivitäten werden gern aufgegriffen, z.B. Wie wär’s heute mit einem schönen Spaziergang? Genieße eine halbe Stunde lang die Natur! Kannst du heute jemandem mit einem Telefonanruf eine Freude bereiten? Tipp: Sie können „Tägliche Nettigkeiten“ ganz bewusst nur für einen bestimmten Zeitraum einsetzen, z.B. Monat des sozialen Miteinanders oder Woche des wertschätzenden Feedbacks…

2. Schatzkistchen und mehr: Psychische Gesundheit braucht regelmäßig positive Anker.
Auch die Kunst, jemandem Wertschätzung auszudrücken oder wohlwollendes Feedback zu geben, will gelernt und geübt sein. Tipp: Jede Person (SchülerInnen und wenn möglich auch Lehrpersonen) gestalten ein Gefäß mit Schlitz und versehen es mit dem eigenen Namen. Das kann eine Kartonbox, ein großes Glas oder ein Schatzkistchen sein. Dann diese Gefäße gut sichtbar in der Klasse aufstellen, kleine Zettel und Stifte bereitlegen. In einem definierten Zeitraum sind alle aufgefordert, kurze, wertschätzende, anerkennende, lobende Botschaften zu verfassen und ins Gefäß der Person einzuwerfen. Fordern Sie dazu immer wieder auf und räumen Sie im Unterricht dafür ca. 5 Minuten ein. Regel: Jede Person muss mindestens eine positive Botschaft erhalten. Zur Vorbereitung dafür können sich die Schüler*innen mit Wertschätzung als Haltung und deren praktische Umsetzung auseinandersetzen.

3. Spechteln erwünscht: An jedem Tag schickt ein/e Schüler/in an alle in der Klasse ein Foto, auf dem ein Teil von einem Bild zu sehen ist. Das kann ein Lieblingsding, eine schöne Lebenssituation, ein Detail aus der Natur oder ein Splitter-Eindruck von einer Reise etc. sein. Wichtig ist, dass das Bilddetail positiv konnotiert ist. Die anderen raten, wozu dieses Teil gehört und am Ende des Tages wird das Bilderrätsel aufgelöst.

4. Auf der Sonnenseite: Stellen Sie regelmäßig die Frage: Was ermuntert euch? Was weckt positive Gefühle oder löst ein Lächeln aus? Was erhöht euer Wohlbefinden? Die Antworten können von einer/m Verantwortlichen, Schüler/in oder einer Lehrperson – am besten jedoch gemeinsam – auf der Schulplattform gesammelt werden. Tipps: Fotos, Aktivitäten, Sprüche, Witze, nette Kurvideos, (selbsterstellte) Tik-Tok-Memes, Songs etc.

5. Sag es durch die Blume: Schöne Blüten erfreuen das Herz und das wiederum tut der psychischen Gesundheit gut. Bringen Sie jemandem eine Blume mit oder stellen Sie einen schönen Strauß (gern selbstgepflückte Blumen von der Wiese) in der Klasse auf. Auch nur ein Foto einer Blume, das Sie via Soziale Medien oder per E-Mail weiterschicken, wirkt positiv.

6. Macht-glücklich-Box: Glück lässt sich wunderbar teilen. Stellen Sie z.B. an einem gut frequentierten Ort wie der Aula oder Kantine ein großes Glas oder eine schöne Box auf. Diese enthält Zetteln mit Bildern, Sprüchen, positiven Aufträgen etc. Jede Person, die Glücksbedarf hat, kann sich einen Zettel als Stärkungsmittel nehmen. Tipp: Die Macht-glücklich-Box als Arbeitsauftrag im Unterricht von allen gemeinsam erstellen lassen.

7. Wohlbefinden-Adventkalender: 24 Botschaften als 24 Möglichkeiten, die psychische Gesundheit stärken. Den Wohlbefinden-Adventkalender kann man in analoger Form in der Klasse oder als Online-Variante zum Versenden gestalten.

P.S. Wenn das Leben zu viel ist. Trotz aller Bemühungen um die psychische Gesundheit wird es immer wieder Belastungen und Herausforderungen geben. Das bringt das Leben so mit sich. Achten Sie aber bitte darauf, dass sich SchülerInnen und Lehrpersonen über ihre Stressoren austauschen können, ein offenes Ohr für einander haben bzw. Betroffene wissen, an wen sie sich wenden können.

2. Soziale Gesundheit fördern
Anregungen für den Alltag

Soziale Kontakte und wertschätzende Beziehungen wirken sich maßgeblich auf das psychische Wohlbefinden aus. Deshalb sollten Sie diesen gesundheitsfördernden Faktoren viel Aufmerksamkeit schenken – auf allen Ebenen und in allen Kontaktformen: zwischen Lehrpersonen und SchülerInnen, im Team der GKPS, zwischen den SchülerInnen, im Präsenz-Unterricht und ganz besonders bei Online-Einheiten.

Ansatzpunkt: Sie können ein Motto für die soziale Gesundheit festlegen – z.B. „Vom Ich zum Wir“ oder „Vom Ich und vom Wir“ – und dieses Motto mit gemeinsamen Aktivitäten aufbauen und pflegen. Das fördert nicht nur die soziale Gesundheit, sondern auch ein gutes Schulklima. Achten Sie bitte auf die soziale Beteiligung von möglichst vielen Personen und binden Sie neben den SchülerInnen und Lehrpersonen auch das Administrationsteam und die Reinigungskräfte ein. Wer bei sozialen Prozessen aktiv dabei ist, Verantwortung übernimmt oder Knowhow teilt, lernt für den Pflegeberuf wichtige Grundhaltungen. Das soziale Miteinander an der GKPS wird ebenfalls gestärkt.

Beispiele, um die soziale Gesundheit zu fördern

1. Überraschungs-Frühstücksbuffet: Sie könnten 1x pro Woche, alle 2 Wochen oder 1x im Monat ein Frühstück vor dem regulären Unterrichtsbeginn veranstalten. Kaffee, Tee und Säfte werden vor Ort zubereitet, ansonsten gibt es viele Möglichkeiten: Die Teilnehmenden bringen z.B. ihr Frühstück selbst mit. Oder es wird von einem abwechselnden Team ein kleines Frühstück organisiert – mit frischem Brot, Butter, Obst, Nüssen, Müsli… Es geht nicht darum, das beste Frühstücksbuffet aller Zeiten zu bieten, sondern gemeinsam und gesund den Tag zu starten.

2. Multikulturelle Mahlzeit: Gemeinsam kochen und essen stärkt soziale Beziehungen. Gerade die multikulturelle Vielfalt trifft auf viele Situationen in der Pflege. Infos zu und das Verstehen von unterschiedlichen Kulturkreise sind daher hilfreich und wichtig. Multikulturelle Kochworkshops wie „Türkisch kochen mit…“ oder „Bosnisches Mittagessen mit…“ kommen in den Gesunden GKPS gut an. SchülerInnen mit Migrationshintergrund setzen diese – bei Bedarf mit organisatorischer Unterstützung – um: Sie überlegen sich das Menü, kaufen die Lebensmittel ein, kochen und erzählen dabei von der Ess- und Kochkultur ihres Landes. Tipp: Die Erfahrung zeigt, dass diese multikulturellen Mahlzeiten sogar im Anschluss an den Unterricht (letzte Unterrichtseinheit mit Extrazeit) super funktionieren.

3. Sportgeist wecken: Gemeinsames Sporteln stärkt wohlwollende Beziehungen. Ganz nebenbei werden auch soziale Kompetenz und Teambuilding gefördert. Ideen dafür: als Team an sportlichen Ereignissen oder Wettkämpfen teilnehmen, gemeinsam laufen oder walken gehen, Ski- oder Schwimmtag organisieren, Yoga praktizieren, Aerobic machen… Die gewählten Sporteinheiten sollten Spaß machen und regelmäßig stattfinden . Optimal ist, wenn dafür auch Räume der Schule genützt werden können. Wichtig ist es aber auch versicherungstechnische Fragen vorab zu klären.

4. Das Leben ist ein Fest: Gemeinsam feiern, lockeres Beisammensein, maßvoll auf den Putz hauen – all das stärkt das soziale Miteinander. Zelebrieren Sie deshalb Feierlichkeiten ganz bewusst, z.B. Semesterbeginn oder -ende, Prüfungs- oder Siegesfeiern, Sommersonnenwende, Weihnachtsfeiern, Geburtstagsfeiern… Tipp: In Zeiten von Online-Unterricht ebenfalls feiern, das stärkt trotz geographischer Distanz soziale Nähe.

5. Digitales Tratschen: Apropos: Bei Online-Einheiten ist es wichtig, das soziale Miteinander bewusst zu unterstützen. Öffnen Sie z.B. 10-15 min vor und nach dem Unterricht einen digitalen Raum, wo sich die SchülerInnen für informellen Trasch treffen können. Ein digitaler Socialising-Raum kommt auch in der Mittagspause oder während eines Praktikums gut an.

7. Beziehung online pflegen: Wenn Online-Unterricht länger anhält, bewährt es sich, den sozialen Austausch zu ritualisieren. Sie können z.B. gleichbleibende oder stets neu gemischte Kleingruppen festlegen, die sich im Breakout-Room zusammenfinden. Das gewährleistet, dass alle SchülerInnen an einer Gruppe angedockt sind und niemand „übrigbleibt“. Tipp: Extra-Minuten fürs Socialising im Unterricht zeitlich einplanen.

Beispiele, um soziale Beteiligung zu unterstützen

1. Verantwortung übernehmen: Motivieren Sie dazu, beim Gesunde-Schule-Team mitzuarbeiten – z.B. Obstkorb betreuen, Gesunde Jause organisieren, Smoothies zubereiten, Kräuterbeete pflegen, Kräuter verarbeiten, Pflanzen versorgen, bei der Raumgestaltung mithelfen…

2. Knowhow teilen: Viele SchülerInnen und Lehrpersonen haben Fähigkeiten und Interessen, die dem Pflegebereich verwandt sind. Und viele sind bereit, ihr Knowhow zu teilen – z.B. mit Kursen zu Massagetechniken, Yoga oder anderen Sport- und Bewegungsarten, Mentaltraining, Stressmanagement, Kochworkshops, Aromatherapie… All diese Aktivitäten erweitern außerdem das Programmangebot Ihrer Schule.

3. Reflexionsschleifen: Welche Aktivitäten Sie für soziale Gesundheit auch anbieten, reflektieren Sie mit den SchülerInnen und Lehrpersonen darüber. So können Erfahrungen genutzt, Anregungen effizient gesammelt und Herausforderungen offen besprochen werden. Eine jährliche Reflexion wäre wünschenswert, Reflexionsschleifen im Team sind einfacher zu organisieren und können deshalb auch öfter stattfinden.

P.S. Gesundheits-Peers ausbilden. An jeder „Gesunden GKPS“ wurden in einem mehrtägigen Seminar 2-4 SchülerInnen zu „Gesundheits-Coaches“ oder „Gesundheits-Peers“ ausgebildet. Ihre Aufgabe ist es, Anliegen und Ideen von SchülerInnen einzubringen und soziale Beteiligung mit zu organisieren.

3. Stress reduzieren
Anregungen für den Alltag

Mit einem ausgeglichenen Gemütszustand geht alles leichter – ob im schulischen oder privaten Leben. Stress reduzieren und Erholung finden – das klingt allerdings einfacher als es für die meisten Menschen ist. Die wichtigste Info, damit es gelingt: Jede Person erholt sich auf eine andere Art von Stress. Manche Menschen brauchen fürs Energietanken eher Aktivität, andere Menschen wiederum eher Entspannung.

Ansatzpunkt: Wenn Sie ein möglichst vielfältiges Programm für beide Stressbewältigungsvarianten anbieten, ist für jeden Typ etwas dabei. Bitte bedenken Sie aber auch: Ob anregende oder entspannende Möglichkeiten – beide wollen ausprobiert, gelernt, geübt und trainiert werden. Nur so tritt der gewünschte Erholungseffekt ein. Die folgenden Beispiele liefern dafür viele Anregungen.

Tipps für Entspannung und Stressreduktion

1. Atlas-Übung: Der Atlaswirbel ist das zentrale Element der Kopfgelenke – zum einen ein Bindeglied zwischen dem Kopf und dem restlichen Körper, zum anderen eine Stütze für das Skelett. Wenn der Atlas verspannt und verschoben ist, sind Schmerzen im Nacken, Kopf, in den Schultern, der Wirbelsäule und Hüfte die Folge. Diese Übung entspannt diesen wichtigen Wirbel. Am besten zu Hause üben und in der Schule regelmäßig anwenden.

2. Körperbetontes Zentrieren: Den Fokus zu verlieren, stresst auf allen Ebenen. Mit der folgenden kurzen Übung (nur 3,27 min) kann man sich körperlich wieder zentrieren, was sich auf das psychische Wohlbefinden positiv auswirkt. mehr erfahren >

3. Muskelentspannung bei Prüfungsangst: Sind wir gestresst, spannen sich unsere Muskeln an, die Grundspannung im Körper steigt. Bei Prüfungsangst lässt sich z.B. die progressive Muskelentspannung nach Edmund Jacobson gut einsetzen – als Vorbereitung zu Hause oder in der Schule. Es gibt zahlreiche Videos mit einer Dauer von ca. 15-20 min im Internet.  mehr erfahren >

4. Gähnen – herzhaft und ungeniert: Wenn wir den Mund aufreißen, herzhaft gähnen und dabei ungeniert alle möglichen Geräusche von uns geben, passiert in unserem Körper unglaublich viel: Gähnen dehnt die Kiefergelenke, Knochengefäße, Lippen, Muskeln, Bänder und die vielen Blutgefäße in dieser Region. Der angenehme Dehneffekt wird ins Gehirn und dort in den Emotionsbereich geleitet, Entspannung im wahrsten Wortsinn setzt ein. Dafür sorgt auch Serotonin, das Glückshormon, das wir beim Gähnen ausschütten. Gähnen ist also eine sehr effektive und einfache Technik, die bei körperlichen und mentalen Beschwerden hilft – z.B. Kopfschmerzen, trockenen Augen, Verbissenheit, Ärger, Frustessen (Serotonin ist appetitregulierend). Gähnen ist außerdem das Erste-Hilfe-Mittel bei Müdigkeit, denn dabei wird der Körper mit mehr Sauerstoff versorgt. Gemeinsames Gähnen ist übrigens ansteckend: Gähnen Sie in der Schule gemeinsam, herzhaft und ungeniert. Das bringt zum Lachen und das wiederum ist, wie wir alle wissen, sowieso die beste Medizin.

5. Eingenickt? Gut so!: Wenige Minuten voll Schlaf ermöglichen einige Stunden voll Konzentration. Powernapping ist eine herrliche Entspannung, doch Achtung, wer zu lange schläft, wird richtig müde. Wie Powernapping funktioniert, erfahren Sie hier >

6. Atemreise: Atmen ist ein lebensnotwendiger Vorgang, um Sauerstoff in alle Köperzellen zu pumpen. Mit der richtigen Atmung kann man aber auch Kopfschmerzen, Müdigkeit und Konzentrationsschwächen vorbeugen sowie Stressreaktionen, Panikattacken und psychische Probleme lindern. Eine praktische Anleitung finden Sie z.B. hier >

7. Om… Yoga wirkt: Yoga ist enorm vielfältig – manche Arten eignen sich besonders gut, um geistig, seelisch und körperlich zur Ruhe zu kommen. Viele Yoga-Übungen kurz, aber effektiv und lassen sich gut im Unterricht einsetzen. Benötigt werden dafür eine Matte/Unterlage, ein Platz zum Hinlegen und angenehme Kleidung. Ein Video für Tiefenentspannung finden Sie hier >
Eine Übungsanleitung mit Fotos und Hinweisen hier >

8. Geankerte Gefühle: Die Technik „Moments of Excellence“ funktioniert wie ein Schiffsanker: Sie ankern bei Momenten aus Ihrem Leben, bei denen alles stimmte und Sie sich wohl, geborgen und glücklich fühlten. Diese „Moments of Excellence“ sind eine positive Ressource, die Sie dann – mit einer speziellen Mentaltechnik – an einem bestimmten Ort in Ihrem Körper speichern. An stressigen Tagen oder bei belastenden Situationen können Sie Ihre positiven Gefühlsanker abrufen und entspannen. Anleitungsvideos finden Sie hier > oder hier >

9. Minuten-Meditation: Entspannung geht manchmal schneller als Sie vielleicht denken und 5 Minuten hat man (fast) immer Zeit. Eine kurze Meditation lässt sich zwischen den Unterrichts-Einheiten, in der Mittagspause, beim Lernen zu Hause, vor dem Einschlafen oder zur Entspannung in der Freizeit unterbringen. mehr erfahren >

10. Ins Reich der Fantasie reisen: In den „Gesunden GKPS“ werden „Fantasiereisen“ als Mentaltechnik mit viel positiver Resonanz häufig eingesetzt. Empfehlenswert sind die „Wurzeltraumreisen“ von Mareike Kirsch. Sie eignen sich sowohl für Präsenz-Unterricht als auch für Online-Modulen. Tipp: Wurzeltraumreise „Das Geschenk“ für Erwachsene und Wurzeltraumreise „Das Königreich“ für Kinder.

11. Achtsamkeits- und Auflockerungsübungen: Viele Entspannungstechniken für Kinder und Jugendliche eignen sich auch sehr gut für Erwachsene, z.B. ein Tee-Ritual im letzten Drittel des Schulalltags. Eine Broschüre mit Übungen können Sie  hier > kostenlos bei der ÖGK herunterladen.

12. Balance mit Aroma und Rhythmus: In den GKPS werden Aromaöle auf verschiedene Arten eingesetzt – über Diffusoren, selbst hergestellte Riechstifte oder der ASE, der Homunculus Pflegetherapie. Beim Rhythmischen Körperbalancing wiederum werden bestimmte Körperstellen mit ätherischen Ölen und rhythmischen Bewegungen eingestrichen. Dafür können Sie fertige Entspannungs-Aroma-Mischungen verwenden oder eine eigene – im Team entwickelte – Mischung mit passenden Ölen und einem Basis-Öl im Mischverhältnis von 1% bis 2% herstellen. Körperbalancing in Kombi mit dem Aroma der ätherischen Öle löst Verspannungen, hilft bei Stressabbau und Tiefenentspannung und stärkt die Selbstheilungskräfte .

13. Lachen ist die beste Medizin: Lachen ist ein Allheilmittel, das körperlich und mental wirkt: Es fördert die Lungenfunktion, aktiviert das Immunsystem, wirkt befreiend und stressmindernd, stärkt das Selbstvertrauen, soziales Miteinander, fördert eine optimistische Lebenseinstellung und hilft bei Depression und Angst. Mehr Infos hier >
Auch im Pflegeberuf hat Lachen einen positiven Effekt: mehr erfahren >
Der Vollständigkeit halber: Noch nicht alle positiven Wirkungen von Lachen sind wissenschaftlich bewiesen, dass es aber guttut, ist wohl unbestritten.

14. Sie können beim Lachen auch tricksen: Beim Lach-Yoga nutzt man – in Kombi mit Pantomime, Klatschen und Dehnen – den Übergang vom künstlichen in echtes Lachen. Damit werden die positiven Aspekte von Lachen intensiviert. Infos dazu hier >
Ein weiterer Trick: Ziehen Sie Ihre Mundwinkel nach außen, dann nach oben und halten Sie das künstliche Lachen mindestens 5 min lang. Es trickst Ihr Gehirn aus und wirkt – obwohl künstlich herbeigeführt – genauso entspannend wie ein echtes Lachen. Eine wirksame Übung ist auch das „Spiegellachen“, bei dem Sie mindestens 1 min lang lächeln und sich dabei im Spiegel anschauen. Ein kurzer entspannender Moment, den man z.B. in der Früh, in einer Unterrichtspause, beim Lernen, in öffentlichen Verkehrsmitteln, am Abend etc. schnell und einfach umsetzen kann.

15. Waldbaden: So wird ein Gesundheitstrend aus Japan bezeichnet, den es dort auf Krankenschein gibt. Ein Spaziergang im Wald tut auf mehreren Ebenen gut. Zum einen wirken die Terpene – die Botenstoffe der Bäume – stressreduzierend. Zum anderen ist es entspannend, sich nur den Sinnen hinzugeben und die Natur bewusst „sehen, hören, riechen und fühlen“. Wenn die Vögel zwitschern und die Bäume im Wind rauschen, gelingt Entschleunigung von ganz allein. Infos zum Waldbaden hier >
Übrigens: Das viele Grün im Wald entspannt auch die Augen – es ist die einzige Farbe, die das Auge ohne Anstrengung wahrnimmt.

P.S. Die Natur schickt keine Rechnung. Der beste Trick zur Entspannung? Raus ins Freie! Denn die Natur stärkt die psychische Gesundheit. Ob Wald, Wiese, ein Garten, eine Grünfläche, Sonnenschein, eine sanfte Brise, ein plätschernder Bach – die Erholungsmöglichkeiten in der Natur sind beinahe endlos noch dazu kostenfrei. Die Natur schickt keine Rechnung, nutzen Sie diese wertvolle Ressource!

Er verdient eine Sonderbehandlung: der Vagusnerv

Unser Nervensystem besteht – vereinfacht dargestellt – aus zwei Faktoren: dem Sympathikus und Parasympathikus. Das letztere System ist für Ruhe, Entspannung und Erholung zuständig. Eine wesentliche Rolle dabei spielt der Vagusnerv, der größte Nervenstrang im Parasympathikus und eine wichtige Schnittstelle zwischen Gehirn und Organen. Der Vagusnerv wirkt regulierend, ausgleichend und beruhigend. Ist er geschwächt, hat das einen negativen Einfluss auf das Immunsystem, die mentale Balance und unser Wohlbefinden. In Zeiten hoher Belastung braucht es einen starken Vagusnerv – dann gelingt Entspannung besser. Deshalb beschäftigen sich die GKPS vermehrt mit diesem Thema.

Vagusnerv trainieren: Hier > finden Sie 6 kurze Übungen mit guter Anleitung, wie Sie den Vagusnerv trainieren und stärken – das lässt sich auch sehr gut im Unterricht einsetzen.

P.S. Für ausgleichende Ergänzung sorgen. Vielleicht brauchen Sie nicht nur Entspannung, um Energie zu tanken, sondern eher Aktivierung. Achten Sie darauf, welcher Erholungstyp Sie sind und sorgen für Sie für den Ausgleich, den Sie brauchen.

4. Hilfe und Unterstützung holen
Anregungen für den Alltag

Manchmal sind Belastungen des Lebens einfach zu hoch und die Entspannungstechniken reichen nicht mehr aus. Dann braucht es externe Unterstützung bei Beratungsstellen, (Schul-)psychologInnen oder PräventionsexpertInnen. Es ist empfehlenswert, Beratungsstellen zu verschiedenen Themen in der Ausbildungszeit zu besuchen und/oder ExpertInnen für Workshops und Vorträge an die Schule einzuladen. Externe Unterstützungsmöglichkeiten zu kennen, erweitert das Knowhow der zukünftigen
Pflegekräfte und hilft, eigene Hemmschwellen abzubauen.
Eine Auswahl externer Unterstüzungsmöglichkeiten finden Sie hier >