BeKo-Beziehung & Kollegiales Lernen
Eva Maria Deutsch ist Psychologin und seit 2002 bei Styria vitalis mit den Schwerpunkten schulische Gesundheitsförderung, insbesondere PädagogInnen-Gesundheit. Weiters ist sie systemischer Coach, reteaming-Coach, Dialogkreisbegleiterin, Rausch- und Risikopädagogin nach risflecting ®, Trainerin zur Stressbewältigung nach Kaluza sowie zertifizierte EBIS-Beraterin und IEGL-Moderatorin.
Seit 2022 koordiniert sie die BeKo-Coachinggruppen in der Steiermark.
Welche Ziele verfolgt BeKo?
Eva Deutsch: Die LehrerInnen und SchulleiterInnen durch das kollegiale Lernen – durch das Zusammenkommen und den Austausch anhand der Balint-Methode zu stärken, besonders im Hinblick auf herausfordernde Beziehungen, weil wenn man die Studien zur LehrerInnengesundheit anschaut, ist dies der stärkste belastende Faktor. Wenn man hier entlastet und vorbeugt, dann geschieht das am besten durch kollegiale Intervision und Austausch, durch die Resonanzerfahrung, dass wir uns empathisch zuhören, dass wir Ideen, Anregungen und vor allem andere Perspektiven auf eine Sache bekommen. Dadurch erhöht sich die Arbeitszufriedenheit und das Lernen gelingt leichter, wenn die Beziehung zu den SchülerInnen gelingt. Es hat Auswirkungen auf das Lernen sowie das Lehren. Wenn die LehrerInnen-SchülerInnen-Beziehung gut gelingt, dann sind beide Seiten gemeinsam erfolgreich. Also zusammengefasst sind es zwei große Ziele, einerseits die Arbeitszufriedenheit im LehrerInnenberuf zu erhöhen und andererseits eine positive Wirkung auf den Bildungserfolg der Schüler*innen zu erzielen durch gelingende Beziehungsgestaltung. Diese Ziele werden auch im Projekt evaluiert.
Was ist deine Rolle beim Projekt BeKo?
Eva Deutsch: Die Projektentstehung hat damit zu tun, dass ich bei Joachim Bauer einen online-Workshop zum Freiburger Modell besucht habe und dann habe ich mir die Frage gestellt, warum es das nicht in Österreich gibt. Vor allem, wenn es so gut wirkt und evaluiert ist, habe ich mich gewundert, warum das niemand hier in dieser Form nach macht. Das war der Impuls, dass ich bei Styria vitalis und zusammen mit dem BfP und der BVAEB das Projekt in der Steiermark geplant habe. Dank der Finanzierung der BVAEB kann ich mich um die Organisation und Evaluation der stattfindenden BeKo-Gruppen kümmern.
Was lernt man bei BeKo?
Eva Deutsch: Man lernt einerseits diese kollegiale Intervisionsmethode kennen und vielleicht auch lieben, weil darin diese Stärkung entsteht – das Besondere in diesen Gruppen ist die Augenhöhe und die vielfältigen Perspektiven auf eine Situation, ein Problem, einen Fall. Man lernt unterschiedliche Blickwinkel kennen für seinen eigenen Weg und sein eigenes Tun. Diese vielfältige Resonanz von KollegInnen zu bekommen, geht z.B. in einem Einzelcoaching nicht. Die Balint-Arbeit/Kollegiale Intervision hilft uns in moderierter, strukturierter Weise, dass wir uns zuhören, dass wir konstruktiv unsere Wahrnehmungen und Perspektiven zur Verfügung stellen. Diese Art des „Voneinander-Lernens“, das versucht BeKo. Es ist eine wertvolle Art der gegenseitigen Unterstützung. Es geht nicht um Theorie, sondern um die eingebrachten Praxisfälle und man kann lernen, dass es hilfreich ist, mit anderen gemeinsam eigene Perspektiven zu erweitern, neue Lösungen zu finden und sich zu entlasten.
Was fasziniert dich selbst an diesem Projekt?
Eva Deutsch: Für mich ist Lernen auf Augenhöhe und Vernetztsein mit anderen eine Zukunftskompetenz, weil wir generell die herankommenden Probleme in der Gesellschaft nur durch Kooperation lösen können werden. Viele ZukunftsforscherInnen sagen das. Als Individuum können wir nur begrenzt wirken oder Dinge erfassen. Wir sind soziale Wesen, die eingebunden und miteinander in Resonanz sein müssen, um z.B. neue Lösungen zu finden. Und dazu gehört für mich auch, auf Augenhöhe und in einer konstruktiven Weise miteinander umzugehen, dass ich wirklich sagen kann, wie es mir geht und da einen Rahmen und ein Vertrauen dafür habe. Das Lernen voneinander auf Augenhöhe mitzuentwickeln, das gibt mir Motivation und ist für mich das Sinnvolle, hier einen Rahmen zu schaffen, wo das entstehen kann.
Wem würdest du BeKo besonders empfehlen?
Eva Deutsch: Allen PädagogInnen und allen SchulleiterInnen – es ist wirklich für alle, weil man am Weg seiner Karriere als LehrerIn an verschiedenen Punkten steht, mit immer wieder neuen Herausforderungen und man kann nicht sagen, dass es nur bestimmte LehrerInnen brauchen oder nicht. Es ist ein präventives Projekt, man muss nicht warten bis man erschöpft ist oder Feuer am Dach ist, um ein Angebot zu nutzen. Es ist für alle, weil sozial-emotionale Herausforderungen im Schulalltag tagtäglich dazugehören und sich das auch nicht ändern wird. Je früher und professioneller ich damit umgehe, desto eher kann ich in diesem Beruf gesund und erfolgreich bleiben.
Die Erfahrung, in welcher Weise wir uns gegenseitig stärken und unterstützen können und dass wir mit all den Herausforderungen eben nicht alleine sind und diese auch im Grunde nicht alleine lösen können, ermöglicht uns generell eine Kultur des Miteinander-Lernens weiter zu entwickeln, die uns gemeinsam langfristig erfolgreich sein lässt.
Wie sieht der zeitliche bzw. organisatorische Rahmen aus?
Eva Deutsch: Es gibt mittlerweile ein flexibles Startsystem, man kann sich in jeder Bildungsregion anmelden und sobald ausreichend TeilnehmerInnen sind, kann eine Gruppe starten. Laufende Starts sind möglich, es ist nicht gebunden an den Schulbeginn und man ist nicht gebunden an die Bildungsregion – wenn man woanders wohnt oder woanders teilnehmen möchte, ist das auch möglich. Es sind maximal 10 Termine , ca. 1 Mal im Monat nachmittags bzw. abends.
Sind für dieses Schuljahr noch Plätze frei?
Eva Deutsch: Ja, in einigen Regionen haben die Gruppen noch nicht gestartet. Bitte gerne auf der Homepage nachschauen oder bei mir nachfragen!