Zu Wort

Im Gespräch mit Noemi Roupcova, Lehrende an der PPH Augustinum – Expertin für Resilienz im Bildungsbereich
Strich_Sv_Gruen+Apfel

Warum ist Ihnen das Thema „Resilienz im LehrerInnenberuf“ so wichtig?

Weil es kein Lernen ohne Wohlbefinden gibt – weder für Kinder noch für Lehrpersonen. Wer stark und psychisch stabil ist, kann besser lehren und begleiten. Deshalb liegt mir die Resilienz von PädagogInnen besonders am Herzen. Es freut mich sehr, wenn ich Studierende dafür begeistern kann – wie etwa eine Masterstudentin, die sich nun diesem Thema in ihrer Abschlussarbeit widmet.

Was verstehen Sie unter Resilienz im Schulalltag?

Für mich heißt Resilienz: Ich stehe fest im Leben, kenne meine Stärken, weiß, wo ich hingehöre – und schätze mich selbst. Das ist ein stabiler innerer Kompass, auch in turbulenten Zeiten. Ich weiß, was meine Aufgaben sind, was ich leisten kann – und auch, was nicht. Ich lasse mich nicht sofort aus der Bahn werfen, wenn ein Kind auffällig ist, ein Elterngespräch schwierig wird oder unerwartete Änderungen anstehen. Ich kenne meine Grenzen, setze klare Prioritäten und bleibe auch dann handlungsfähig, wenn es hektisch oder emotional wird. Resilienz ist in diesem Sinne mein inneres Geländer – sie gibt mir Halt und Orientierung.

Welche Belastungen erleben Lehrpersonen heute besonders stark?

Die ständige Veränderung – neue Anforderungen, neue Technologien, neue Rollenbilder. SchülerInnen sind uns oft einen Schritt voraus, vor allem digital. Das fordert uns heraus, die eigene Rolle neu zu denken: Weg von der reinen Wissensvermittlerin, hin zur Lernbegleiterin. Das ist ein tiefgreifender Wandel, besonders für jene von uns, die vor Jahrzehnten ganz anders ausgebildet wurden.

Was stärkt die Resilienz von Lehrpersonen?

Ein unterstützendes Kollegium, Rückhalt durch die Schulleitung und ein wertschätzendes Miteinander mit den SchülerInnen. Und: eine gesunde Balance im eigenen Leben. Wenn privat alles brennt, wird es auch im Beruf schwer. Umgekehrt gilt: Wer in sich ruht, kann besser mit Herausforderungen umgehen.

Was kann man im Alltag konkret tun? Haben Sie einen Impuls?

  • Resilienz muss aktiv gepflegt werden. Ein gutes Teamklima ist kein Zufall – es braucht Pflege, Offenheit, gemeinsame Reflexion.
  • Beziehungen. Gute Verbindungen geben Kraft. Aber wir müssen auch den Mut haben, belastende oder nicht funktionierende Beziehungen loszulassen. Es bringt nichts, sich an etwas festzuklammern, das nur Energie raubt. Emotionale Klarheit schützt.
  • Realistisch bleiben. Ich kann nur geben, was ich selbst habe. Ich muss erkennen, wo meine Grenzen sind – und Hilfe annehmen, wenn ich nicht weiterweiß. Das ist kein Versagen, sondern Stärke. Manchmal heißt Resilienz auch: annehmen, was ich nicht ändern kann.

Wenn Sie einer jungen Lehrperson einen einzigen Satz mitgeben könnten – welcher wäre das?

„Achte auf dich – nur wenn du selbst im Gleichgewicht bist, kannst du für andere da sein.“