Knittelfeld gestaltet Zukunft

Der neu gestaltete Hauptplatz lädt zum Verweilen ein und im „Haus der Vereine“ haben 16 Vereinen eine neue Heimat gefunden. Damit kommt wieder mehr Leben in die Innenstadt.

Die ehemalige Bezirkshauptstadt Knittelfeld ist industriell geprägt und besitzt überregionale Bedeutung als „Eisenbahnerstadt“. Die ÖBB stellt einen wesentlichen Wirtschaftsfaktor für die Stadt und die Region dar. Wie die gesamte Obersteiermark hatte auch die Stadt Knittelfeld mit den Herausforderungen einer Abwanderung und Alterung der Gesellschaft über die letzten Jahrzehnte zu kämpfen.

Ökonomische und soziostrukturelle Umbrüche

Anfang 2020 hatte die Stadt 12.600 EinwohnerInnen. In den letzten 40 Jahren gab es einen Bevölkerungsrückgang von rund 11%. Wie in vielen anderen Regionen und Städten gehen solche demographischen Veränderungen mit ökonomischen und soziostrukturellen Umbrüchen einher. Ausdruck findet dies oft in einer Zunahme von Leerständen in Stadt- und Ortszentren und wird durch die Abwanderung von Betrieben sowie die Gründung von Fachmarktzentren auf der „grünen Wiese“ verschärft . Eine Herausforderung für Stadt- und Ortszentren in der Region stellt das Einkaufszentrum (EKZ) ARENA in Fohnsdorf dar. Gemessen an der Verkaufsfläche ist es nach der Shopping City Seiersberg das zweitgrößte EKZ in der Steiermark und rund 15 Kilometer von der Knittelfelder Innenstadt entfernt.

Im Rahmen einer Masterarbeit (2017) wurde im Zuge einer Leerstandserhebung festgestellt, dass in Knittelfeld zum Zeitpunkt der Erhebung die bestehenden Geschäfte gegenüber leerstehenden Verkaufslokalen zwar überwogen, aber dennoch ein sichtbare Leerstandsthematik gegeben war.

Zukunftswerkstätten mit BürgerInnen

Angesichts der gegebenen Herausforderungen wurde im Jahr 2014 in der Stadt ein umfassender Beteiligungsprozess mit dem Titel „Knittelfeld – Gestalten wir Zukunft“ gestartet. Nach einer Auftakt-Informationsveranstaltung erfolgte die Erarbeitung eines Statusberichtes durch ExpertInnen, gefolgt von Zukunftswerkstätten mit BürgerInnen der Stadt. Dabei kristallisierte sich heraus, dass die Neugestaltung des Hauptplatzes, die Schaffung des „Haus der Vereine“ sowie weitere Maßnahmen zur Stärkung der Innenstadt ganz oben auf den Prioritätenlisten zu finden waren. Der damalige Bürgermeister DI (FH) Gerald Schmid sagte im Rahmen einer Informationsveranstaltung:

„Wir sind auf einem sehr guten Weg um die Innenstadt zu beleben, allein heuer haben sich 13 Geschäfte in Knittelfeld angesiedelt. Das ist bereits die erste positive Auswirkung des Stadtentwicklungsprozesses, Geschäfte teilen uns schon von Umsatzsteigerungen mit.“

Damit wurde die Wirksamkeit des Weges hin zur Vision „Die Innenstadt als Wohlfühlzone“ unterstrichen.

KF_Hauptplatz_Patrick_Neves1000Der neu gestaltete Hauptplatz in Knittelfeld
Begegnungszonen werten den öffentlichen Raum auf

Für das Zentrum wurde neben Gestaltungsmaßnahmen auch angeregt, die Verkehrs- und Parkplatzsituation zu überdenken und den öffentlichen Raum mit Begegnungszonen (lt. STVO §76c) aufzuwerten. Im Herbst 2016 wurde ein Architekturwettbewerb für den Hauptplatz sowie den inneren Innenstadtring (insgesamt 13.300 m2) durchgeführt. Die Ausschreibungskriterien umfassten u.a.:

  • Berücksichtigung der verkehrstechnischen Grundlagen
  • Neugestaltung der Straßen- und Platzräume der Knittelfelder Innenstadt (Oberflächen, Stadtmobiliar, Beleuchtung, Bepflanzung etc.)
  • Platz für Veranstaltungen und Bauernmarkt
  • Genügend Sitzmöglichkeiten, Bäume und Pflanzen
  • Barrierefreiheit, breite Gehsteige, Radabstellflächen
  • Neues Beleuchtungskonzept
  • Umsetzung der Maßnahmen des Leitbildprozesses „Gestalten wir Zukunft“
KF_Hauptplatz_fertig_Patrick_Neves1000x500Cafés, aber auch konsumfreie Sitzgelegenheiten laden zum Verweilen ein.
„Der Hauptplatz muss aufgeräumt werden!“

Mit diesem Ansatz ging das Grazer Planungsbüro „freiland Umweltconsulting ZT-GmbH“ als Sieger hervor. In einer Broschüre zur Präsentation aller Wettbewerbsergebnisse zeigten sich die meisten befragten Personen aus Kommunalpolitik sowie Handel und Gewerbe positiv gegenüber dem Vorhaben gestimmt. Im Frühjahr 2019 wurde der neu gestaltete Hauptplatz im Rahmen eines 3-tägigen Stadtfestes eröffnet und im Herbst 2019 ein Leuchtturmprojekt mit dem Umbau des ehemaligen Citykaufs und der Schaffung von neuen Gewerbeflächen und rund 20 Wohneinheiten angekündigt.

Ein attraktiver Veranstaltungsort

Seit der Neugestaltung fanden bereits zahlreiche unterschiedliche Veranstaltungen am Hauptplatz statt. Der Platz eignet sich für Märkte, Aktionstage und größere Events wie etwa Public Viewings gleichermaßen.

Vorlage_4er_Kombibild.inddOb Bauernmarkt, Freiluftkino, Eislaufen im Winter oder Strandfeeling im Sommer - der neu gestaltete Hauptplatz ist vielfältig bespielbar.
Haus der Vereine

Im Jahr 2018 wurde mit dem „Haus der Vereine“ ein zweites Leitprojekt des Beteiligungsprozesses als Maßnahme zur Stärkung der Innenstadt realisiert. Seitdem sind dort 16 Vereine sowie das Jugendzentrum in einem Haus untergebracht und nutzen gemeinsame Infrastrukturen.

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Das ehemalige Bezirksgericht wurde umgebaut ...
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... und erstrahlt nun in neuem Glanz.
BürgerInnenbeteiligung – auch in Zukunft

Der amtierende Bürgermeister DI (FH) Harald Bergmann führt den ambitionierten Weg der BürgerInnenbeteiligung weiter.

  • So ist eine umfassende Einbindung bei der Erstellung des Stadtentwicklungskonzeptes 2.0 geplant,
  • mit dem Jugendbeteiligungsprozesses „#DeinKnittelfeld“ werden innovative Maßnahmen im Bereich der Partizipation gesetzt
  • und im Rahmen von BürgerInnenbudgets kann die Bevölkerung bestimmen, wofür ein bestimmtes Budget verwendet werden sollte. Im Jahr 2020 wurden in Knittelfeld € 50.000 für diesen Zweck reserviert. Bei dem Votum ging die Initiative „Knittelfeld summt“ als Sieger hervor. In diesem Projekt werden unterschiedliche Maßnahmen zur Erhaltung und Schaffung von Lebensraum für Insekten im Allgemeinen und für Bienen im Speziellen gesetzt. Das BürgerInnenbudget wird es auch 2021 geben. weitergeführt werden.

Vizbürgermeisterin Martina Stummer unterstreicht die sehr gute Erfahrung mit dem Beteiligungsprozess. Menschen konnte das Gefühl gegeben werden, nicht „über deren Köpfe hinweg“ zu entscheiden. Für Marietta Wolf, Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit, werden Beteiligungsprozesse auch künftig eine wichtige Rolle in Stadtentwicklungsprozessen einnehmen.