ELLA plus-News, Nr. 2


1. Was tun Lehrer*innen für ihre psychische Gesundheit?
Ergebnisse der Umfrage in der letzten ELLA plus News-Ausgabe: Wir bedanken uns für Ihre rege Teilnahme (66 Lehrkräfte)! Insgesamt wurden uns über 100 Strategien zur Stärkung der psychosozialen Gesundheit genannt. Wir haben die Ergebnisse in das biopsychosoziale Modell eingeordnet.
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2. Worum geht es? – Zunahme psychischer Gewalt an Schulen
Ergebnisse einer Lehrkräftebefragung (DGUV, 2025): Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) veröffentlichte 2025 die Ergebnisse einer bundesweiten Befragung von Lehrkräften zum Thema Gewalt unter Schüler*innen. Die Studie zeigt deutlich: Gewalt an Schulen nimmt zu – insbesondere psychische Gewalt. 48 % der befragten Lehrkräfte berichten, dass psychische Gewalt an ihrer Schule regelmäßig vorkommt.
Zu den häufigsten Formen zählen:
- Beschimpfungen und Beleidigungen
- Anschreien und Herabwürdigung
- Mobbing, also das systematische Ausgrenzen, Schikanieren, Verspotten oder Bloßstellen von Mitschüler*innen
Ursachen aus Sicht der Lehrkräfte
93 % der Befragten führen psychische Gewalt auf persönliche Risikofaktoren zurück. Genannt werden vor allem:
- mangelnde Impulskontrolle
- geringe Empathie
- niedrige Frustrationstoleranz
Auswirkungen auf das Schulklima
Psychische Gewalt beeinträchtigt laut den Lehrkräften sowohl das soziale Miteinander in der Klasse als auch das allgemeine Lernklima erheblich.
In der Praxis kommen vor allem folgende Maßnahmen als Reaktion auf Gewaltvorfälle zum Einsatz:
- Gespräche mit betroffenen Schüler*innen sowie deren Eltern
- interne schulische Sanktionen
Notwendigkeit präventiver Maßnahmen
Um Gewalt an Schulen langfristig zu verhindern, halten die Lehrkräfte insbesondere präventive Ansätze für zentral. Als wirkungsvoll werden folgende Maßnahmen genannt:
- Kooperation mit Schulsozialarbeit und Schulpsychologie
- Projekttage oder Projektwochen zum Thema Gewaltprävention
- intensive Elternarbeit
- Zusammenarbeit mit außerschulischen Partnern, etwa Polizei oder Beratungsstellen
Die Ergebnisse zeigen: Prävention ist entscheidend, um psychische Gewalt frühzeitig zu erkennen und das Wohlbefinden und die Sicherheit aller Schüler*innen zu fördern.
Quelle: Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung. (2025). Gewalt unter Schülerinnen und Schülern – Ergebnisse einer Umfrage unter Lehrkräften. DGUV. https://forum.dguv.de/ausgabe/1-2025/artikel/gewalt-unter-schuelerinnen-und-schuelern-ergebnisse-einer-umfrage-unter-lehrkraeften

3. Neues aus der Forschung
Die Studie „Ein guter Gegenpol sein, wenn der Hass kommt“ von Krause und Wachs (2025) widmet sich der Frage, wie das Präventionsprogramm HateLess im Schulalltag umgesetzt wird und welche Wirkungen es aus Sicht von Lehrkräften entfaltet. Das Programm richtet sich gegen Hassrede (Hatespeech) und will Schüler*innen für demokratische Werte sowie einen respektvollen Umgang sensibilisieren.

Die Autor*innen führten qualitative Interviews mit acht Lehrkräften aus Berlin und Brandenburg, die HateLess bereits an ihren Schulen durchgeführt hatten. Ziel war es, einen tieferen Einblick in die Erfahrungen, Herausforderungen und pädagogischen Wirkungen des Programms zu gewinnen.
Die Rückmeldungen der Lehrkräfte fielen insgesamt sehr positiv aus. Besonders hervorgehoben wurde, dass das Programm vielfältige methodische Zugänge bietet – darunter Diskussionen, Rollenspiele und Reflexionsaufgaben –, die sich gut in den Unterricht integrieren lassen. Die Materialien seien gut aufbereitet, praxisnah und regen zur Auseinandersetzung mit schwierigen Themen wie Ausgrenzung, Vorurteilen und Hass an. Viele Lehrkräfte berichteten, dass sie sich durch HateLess in ihrer pädagogischen Haltung bestärkt fühlten. Sie empfanden es als wichtig, im Klassenzimmer eine klare Gegenposition zu Hass und Hetze einnehmen zu können, und sahen sich durch das Programm darin unterstützt.
Gleichzeitig wurden auch Herausforderungen bei der Umsetzung deutlich. So äußerten einige Lehrkräfte, dass der Zeitdruck im Schulalltag die Durchführung erschwere. Auch der Anpassungsbedarf an unterschiedliche Altersgruppen und Klassenzusammensetzungen wurde thematisiert. Darüber hinaus wünschten sich einige Befragte mehr Fortbildungsangebote oder begleitende Unterstützung, insbesondere im Umgang mit emotional aufgeladenen oder politisch sensiblen Diskussionen.
Trotz dieser Schwierigkeiten beobachteten die Lehrkräfte positive Veränderungen im Verhalten der Schüler*innen. Viele berichteten von einer gestiegenen Sensibilität gegenüber Hassrede und Diskriminierung. Es zeigte sich zudem, dass Schüler*innen nach der Programmdurchführung häufiger bereit waren, sich gegen Hassäußerungen zu positionieren – zum Beispiel durch sogenanntes Counterspeech (also das aktive Entgegentreten bei beleidigenden oder diskriminierenden Aussagen). Auch die Qualität der Diskussionen im Unterricht habe sich verbessert, da viele Jugendliche sich intensiver mit den Themen auseinandersetzten.
Insgesamt kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass HateLess ein wirksames pädagogisches Instrument sein kann, um demokratische Werte zu stärken und ein respektvolles Miteinander in der Schule zu fördern. Die Autor*innen betonen jedoch auch, dass strukturelle Bedingungen – wie Zeitressourcen, Schulentwicklung und Fortbildungsangebote – eine entscheidende Rolle spielen, damit Programme wie HateLess nicht nur punktuell wirken, sondern langfristig im Schulalltag verankert werden können.
Die Studie richtet sich besonders an pädagogisches Fachpersonal, das sich mit Präventionsarbeit, Demokratieförderung und der Bekämpfung von Diskriminierung im schulischen Kontext beschäftigt. Sie liefert wertvolle Hinweise für die erfolgreiche Umsetzung solcher Programme – und macht deutlich, wie wichtig es ist, dass Lehrkräfte in ihrer Rolle als Wertevermittler*innen unterstützt und gestärkt werden.
Quelle: Krause, N., Wachs, S. „Ein guter Gegenpol sein“, wenn der Hass kommt. Eine qualitative Befragung von Lehrkräften zur Implementation und Wirkungsweise des Präventionsprogramms HateLess. Z f Bildungsforsch (2025). https://doi.org/10.1007/s35834-024-00463-44

4. EinBlick in die Praxis
Marlies Tilz aus der VS Lieboch berichtet von ihren Erfahrungen mit den ELLA-Training in ihrer Klasse. Sie sieht darin eine wunderbare Möglichkeit, mit Kindern über Gefühle ins Gespräch zu kommen und so Konflikten krisenfest begegnen zu können.


5. Kennen Sie schon…
ELLA-Training:
Möchten Sie gewaltfreie Kommunikation nachhaltig in der Klassengemeinschaft verankern und Konfliktthemen mit Ruhe und Gelassenheit mit den Schulkindern besprechen? Dann könnte die Giraffe ELLA eine Möglichkeit sein. Es gibt die Möglichkeit für eine SCHILF oder auch SCHÜLF.
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Buch-Tipp: Sag es wie die Giraffe- Gewaltfreie Kommunikation für Kinder (Eder & Oblasser, 2024)
GET-Materialien für die Sekundarstufe:
Die Methode des Philosophierens ist für Jugendliche eine Möglichkeit, sich neuen Themen anzunähern und gemeinsam in der Gruppe Definitionen, Bedeutungen und Werte zu erörtern. Lernen Sie die Methode des Philosophierens sowie das Modul Gewalt kennen:


6. Praxis-Zone
Einführung in die 4 Schritte der Gewaltfreien Kommunikation nach Rosenberg:
- Beobachtung: Beschreibe eine konkrete Situation, ohne zu bewerten.
„Du hast während meiner Erklärung auf dein Handy geschaut.“ - Gefühl: Wie hast du dich dabei gefühlt?
„Ich war frustriert.“ - Bedürfnis: Welches Bedürfnis war betroffen?
„Ich brauche Respekt und Aufmerksamkeit.“ - Bitte: Was wünschst du dir konkret?
„Bitte hör mir beim nächsten Mal zu.“


7. Zu Wort
Zu Wort kommt diesmal die Sozial- und Sexualpädagogin Alexandra Muth von mafalda.
Wir haben mit ihr über ihre Zusammenarbeit mit Pädagog*innen und Schüler*innen im Rahmen von Workshops an Schulen gesprochen.


8. Save the date
Für Pädgog*innen der Primarstufe:
Minecraft, Tiktok und Co – Ein suchtpräventiver Blick auf Medien im Volksschulalter
Mo 16. Juni 2025, 14.00 – 18.00 Uhr, ONLINE
Für Pädagog*innen der Sekundarstufe:
Infoveranstaltung zum Lehrgang „plus“ VIVID
Di 6. Mai 2025, 16.30 – 18.00 Uhr, ONLINE
Die Angebote sind kostenlos!


9. Angebote, Links & Literatur
Hier finden Sie eine Liste von Links im Zusammenhang mit dem Thema Gewaltprävention.


10. Ideenwerkstatt
Von den ELLA plus News-Leser*innen kam folgende Frage als Diskussionswunsch:
„Wie kann man die Zusammenarbeit zwischen schulischen und außerschulischen Unterstützungssystemen bei der Intervention und Prävention sexualisierter Gewalt in der Familie in der Primarstufe fördern? Was brauchen Pädagog*innen, um richtig reagieren zu können?“
Wir verlosen dieses Mal unter allen Teilnehmer*innen Turnbeutel und Bälle für Ihre Schüler*innen. Die Materialien wurden uns von der Wohlfühlzone Schule, aus der da Projekt ELLA plus gefördert wird, zur Verfügung gestellt.
Hier > bitte Ihre Ideen eintragen
Einsendeschluss: 16. Mai 2025
Die Gewinner*innen werden per E-Mail informiert.


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